"Wer bist du?" - "Ich bin Lydia." - "Das ist dein Name, das ist nicht wer du bist. Wer bist du?"

Aus einem Gespräch mit einem Heilpraktiker

 

Ich liebe die Natur und Musik und habe einen Hang zu Spiritualität, Physik und Psychologie. Ich werde in meinem Leben von meinem Herzmann, zwei Katern und meinem besten Freund stetig begleitet. Ich bin sehr emotional und, wie ich finde, manchmal zu sensibel.

So richtig leicht hatte ich es in meinem Leben nicht, aber genau das führt nun dazu, dass ich ein bisschen gefühlvoller mit den meisten Themen umgehe, als vielleicht manch anderer und eine gute Tattoo Beraterin sein kann. Irgendwie offenbaren mir Menschen schnell und ihre Seelen. Und deshalb ist es mir auch so eine Herzensangelegenheit, die Geschichten hinter den Tattoos in Erscheinung treten zu lassen. Für mich ist es ein großer Schritt, auf dieser Seite in Erscheinung zu treten. Ich hoffe ich kann die Welt ein kleines bisschen besser machen.

 

Meine Jahre in der Nadelarbeit

Mein Statement zu den aktuellen Medienberichten

Vor allem was die jüngsten Ereignisse angeht, bin ich sprachlos und erschüttert und ich hoffe, dass es eine gerechte Strafe geben wird. Wer immer diese oder andere Anzeigen geschaltet hat: Euch gehört ein Orden verlieren! Den Mut zu finden, tatsächlich zur Polizei zu gehen und dieses Trauma noch einmal in allen Einzelheiten durchzuleben, muss unfassbar schwer gewesen sein. Deswegen finde ich es auch völlig in Ordnung, wenn es nicht jede/r schafft, sich dazu zu überwinden. Euch gehört mein tiefes Mitgefühl. Ich kann mir kaum vorstellen, welche psychischen Folgen ein solcher Machtmissbrauch nach sich ziehen kann, auch wenn die eigenen Erfahrungen vielleicht "nicht so schlimm" gewesen sind oder das Erlebnis schon einige Zeit in der Vergangenheit liegt. Wenn du dich hier angesprochen fühlst, ist es schlimm genug und genug Grund Anzeige zu erstatten.

So weh es mir im Herzen tut, diesen Laden leiden zu sehen, da ich dort selbst so lang gearbeitet habe, hoffe ich doch inständig, dass sich noch mehr Betroffene (mit seelischer Unterstützung!) bei der Polizei zu Worte melden, falls es noch Andere gibt.

Persönlich kann ich zu dem Thema leider nichts sagen - außer: Wenn du das hier liest, kannst zur Sensibilisierung des Themas sexuelle Übergriffigkeit in einem Tattoostudio beitragen, indem du die entsprechenden Artikel in sozialen Medien teilst.

 

Das war vorher

Einige werden mich noch aus meiner Zeit aus dem Tattoo Studio in Löbtau kennen, wo ich 8 Jahre lang gelernt und gearbeitet habe. Es ist so viel passiert in dieser Zeit, dass ich es auf gar keinen Fall in ein paar Zeilen gequetscht kriege. Ich bin dort innerlich gewachsen und wurde aufgefangen und ausgebildet, hab auch mal ausgeteilt und ganz sicher auch das eine oder andere zusammengehalten. Wunderbare Tattoos habe ich dort gestochen und wunderbare Menschen kennengelernt und ein ganz guter Teil davon ist mir sogar erhalten geblieben (hier Liebe an euch!), vielleicht findet mich auch jemand über diese Internetseite wieder? Doch die Tage in der Nadelarbeit waren für mich gezählt, ein persönlicher Schicksalsschlag zeigte mir deutlich: Ich bin da rausgewachsen und inzwischen teile ich mir ein kleines Tattoo Atelier mit einem Kollegen. Dort kann ich nun Raum und Ruhe und Frieden genießen und kreativ sein und mir alle Zeit der Welt nehmen für was immer ich will.

 

Künstlerische Lehrjahre zuvor

Ausgebildet wurde ich zur gestaltungstechnische Assistentin für Grafikdesign und machte mein Fachabi in Grafikdesign obendrauf. In der Zeit wurde klar, dass ich Tätowiererin werden möchte und so ungefähr ist das gelaufen:

Mein erstes Praktikum hatte ich in Bischofswerda, wo ich vor allem das freie Lebensgefühl kennenlernte.

Ein weiteres Praktikum hatte ich dann in der Dresdner Neustadt, wo ich gefühlt ausschließlich zum Putzen da war und ansonsten eben gezeichnet habe. Lehrjahre sind keine Herrenjahre - ja, ist abgedroschen, ist aber nun mal wirklich so und rückblickend finde ich das auch gut so. Man lernt eben den Ernst der Sache kennen und dass Tätowierer sein, so toll der Job ist, eine ganze Menge Verantwortung, Organisation und Durchhaltevermögen mit sich bringt. Und inzwischen kann ich blind putzen.

Mein bester Lehrer war ein Punker aus Dresden, der Tätowierer meines Bruders. Er hat nur ein paar Hauseingänge von meinem zu Hause entfernt gewohnt und mir bescheid gesagt, wenn er mal wieder einen Termin hatte. Bei sich auf der Couch hat er mit Kuli fantastische Kunstwerke skizziert und dann in einem unverkennbaren Stil tätowiert und ich durfte zusehen und alle meine Fragen stellen. Ja, zu Hause - aber der Mann wusste, was er macht und DAS macht den Unterschied! Er hats mit Herz gemacht und ich bin so froh, sagen zu können, dass mir so ein Mensch der beste Lehrer war.  Er überlies mir irgendwann eine seiner Tätowiermaschinen mit den Worten: "Du weißt alles, was du wissen musst, du musst nur noch anfangen. Du brauchst nur noch ein Opfer. Bring sie mir irgendwann ganz zurück." Sie war unglaublich schwer^^. Ich hatte ein "Opfer", einen Freund der selber gerade tätowieren lernte und ja, dann hab ich direkt auf Mensch angefangen. Ich finde das ganze Kunsthautzeugs nett um mal die Vibration der Maschine zu fühlen aber einfach nicht vergleichbar mit echter Haut und unbrauchbar um wirklich ein Gefühl zu bekommen, aber da muss jeder seine eigenen Erfahrungen machen. Die erste Linie zu stechen war unheimlich nervenaufreibend, aber ging dann doch ganz gut! Ist besser geworden, als ich gedacht hatte und so ging das eben weiter... und weiter und weiter... bis ich dann 2 Jahre später ein Studio fand, in dem ich endlich so richtig offiziell anfangen konnte... die Nadelarbeit.