Ein sehr philosophischer Text über Entscheidungsfragen und Tattoos, die schützen, heilen, und einen überhaupt etwas spüren lassen. "Irgendwo über Frankreich...
Ein relativ großes Tattoo an dem Lydia und Sven zusammen angefangen haben zu arbeiten. Der Moment kam nachdem ich längere Zeit darüber nachgedacht habe, meine Wahlheimat zu verlassen weil diverse Veränderungen nötig waren. Dieses Tattoo am Ende von der Idee in die Tat umzusetzen war ein wichtiger Schritt für mich um mit einer Sache abzuschließen, andere neue Dinge zu beginnen und zur selben Zeit mit anderen weiterzumachen und zu intensivieren.
Wenn man nicht zu den Leuten gehört, die sich am Tag ihrer Volljährigkeit mit dem Geburtstagsgeld von Mutti und Vati für 5000 Euro den Arm zuzimmern lassen, zählt man wahrscheinlich zur Gruppe der körperverzierten Menschen, für die ihre Tattoos tatsächlich etwas bedeuten. Als Lydia auf ihrem Insta-Account die Ansage machte, dass sie Leute sucht, die über ihre Tattoos in Bezug auf ihre therapeutische Wirkung bei ihr für dieses Projekt melden wollen, ging mir genau dies durch den Kopf. Ein oder zwei Tage vorher hatte ich genau dieses Gespräch.
Im Folgenden beziehe ich mich ausschließlich auf Tattoos, die durch und mit Lydia ihren Weg auf meine Haut fanden und weiterhin finden werden.
Fangen wir an mit der Ekkiskolore und dem Lauburu (Eki/Ekutski baskisch für Sonne, Blume; eine Art Silberdistel, die vor Allem im baskischen Navarra in den Bergregionen verbreitet ist und in der lokalen Mythologie als Schutzsymbol bekannt ist und so auch nach wie vor offen und weiträumig verwendet wird), (Lau = 4, Buru = Wind, eine Art Swastika aus der baskischen Mythologie, welche ihre Ursprünge bereits in der Vorzeit hat). Die Verbindung dieser zwei Symbole fand ihren Weg auf meinen Brustkorb in gemeinschaftlicher Arbeit von Lydia und Sven. Und dies in einem Moment, indem der Begriff "heilsam" nicht besser zutreffen konnte... Warum? Der Zeitpunkt war mir wichtig. Es war der Richtige. Und es war fällig.
Warum wollen die Leute etwas spüren? Weil sie es in einem Moment vermissen.
Warum wollen sie etwas anderes in einem anderen Moment nicht mehr spüren? Weil sie damit abgeschlossen haben, aber der letzte Schritt noch aussteht. Therapie mit Tablette oder eigenständiges Zudröhnen = temporäres a) besserfühlen oder b) verdrängen.
Das Tattoo hilft dir, einen Schritt zu gehen. Es ist etwas permanentes - take a decision and go for it.
In einem Moment, in dem eine Veränderung anstand, war eine Entscheidung fällig. In meinem Falle war alles offen. Should I stay or should I go? Nicaragua, Mexico, Irland, Andalusien oder mein geliebtes Baskenland, das vor Jahren meine Wahlheimat wurde. Es ging hoch und runter, für und wieder, von A nach D und von D nach Z. Irgendwann war die Entscheidung da. Stay Kid! Die Veränderungen waren in mir fällig, das Tattoo hat es für mich besiegelt. Das Tattoo befindet sich auf meinem Brustkorb... Herzchakra. Das Lauburu ist ein Rad im Wind, es bewegt sich also ständig. So soll es sein, kein Stillstand. Nichts ist permanent. Die Ekkiskolore mit ihrem Schutz ist ebenfalls am richtigen Ort... no further comments. Die Kombination der Symbole und ihr Platz sind ein Bekenntnis zu dem Land in dem ich lebe, zu seiner Kultur und Sprache. Das Tattoo hat es versiegelt... es war fällig und es tat gut... immer noch. Eskerrik asko Lydia eta Sven! Gora gu ta gutarrak!
Das Gypsy-Rad und der Anker ey ... nix mit "sicherer Hafen", Popeye! Die Verbindung beider Symbole macht den Tango! Was bei diesen zwei relatit kleinen Tats auf meinen Handgelenken wirklich "heilbar" war, ist der Fakt, dass ich etwas gelernt habe, was wichtig in meinem Leben ist. Es verbindet meine Vergangenheit, meine Gegenwart und meine Zukunft. Und es erinnert mich daran, dass man manchmal verstehen muss, dass man etwas gelernt hat und dass Lernen ganz schön heftig reinknallen kann. Der Deal ist, was daraus zu machen. Das auf der Haut zu haben ist eine tägliche Erinnerung daran und hat mir geholfen, mit einer inneren Unruhe zu arbeiten, die ein anderes Bedürfnis, das des inneren Friedens irgendwie in mir zu vereinbaren. Als ich gelernt habe, wie ich mit diesen zwei Dingen funktioniere (und da lerne ich täglich dazu), wollte ich diese zwei Tattoos in ihrer - für mich relevanten Bedeutungg - auf meiner Haut haben, als eine Erinnerung, dass beides ein Teil von mir ist und dass dies persönliche Arbeit bedeutet... in jeglicher Hinsicht.
Das Gypsy-Rad (ey ich erzähl dir gern warum ich Gypsy... Zigeuner etc sage und nicht Sinti, Roma...) Ich komme aus einer Familie mit Zigeunerursprung (mütterlicherseit) gypsyblood. Stillstehen funktioniert nicht für mich. Das macht nicht immer alles einfach, ist aber auch sehr cool. Man muss" halt damit klarkommen. Eine andere Seite in mir sehnt sich nach Ruhe. Diese zwei Seiten in Frieden zu leben ist eine kontinuierliche Herausforderung. Das Rad in seiner Bewegung, die Reise, das ist ein Teil, der in mir liegt. Der Anker weiß, wo er hingehört und fühlt sich wohl, wo er ist. Eine Person, die mir wichtig ist, hat das wie folgt ausgedrückt: "Yo naXXXXXXXXXXXX??????? viaj, yo vivo en sitios diferentes" - "Ich reise nicht, ich lebe in verschiedenen Orten". Lektion gelernt. Schreib's dir dort auf, wo du es nie vergisst: Auf die Haut. Dort, wo du es jeden Tag sehen kannst. GRACIAS
La Ola - die Welle
Als ich mit Surfen angefangen habe, kam irgendwann mal die Erkenntnis, dass das für mich eine Art Meditation ist. In dem Moment in dem du die Wellen beobachtest und auf die Richtige wartest, kannst du nichts anderes machen. Wo bist du? Wie entwickelt sich die Welle, die auf dich zurollt?
Hier, Jetzt, Nur das... Therapie. Die Wellen sind eine Herausforderung, sie beruhigen mich gleichzeitig. Deswegen kommt das Tattoo hinters Ohr.
Die Nummer mit dem Schmerz... logischerweise weißt du vorher nie wirklich wie schmerzvoll (oder nicht) das nächste Tat an der spezifischen Stelle wird. Irgendwie ist dann gut so, Herausforderung eben. Im Buddhismus wird dir erklärt und bewusst gemacht, dass wir alle (logischerweise) die Momente, die wir geniessen, am liebsten ins Unendliche ausdehnen würden, während wir Momente mit Schmerz, welcher Art auch immer, so schnell wie möglich loswerden wollen. Die Masterclass hierbei liegt darin, beides gleich zu akzeptieren und daraus zu wachsen. Jedes der besagten (und auch andere) Tattoos bedeutet für mich ein Stück Entwicklung. Ein Schritt, eine Entscheidung, ein Abschluss, ein Neuanfang, eine Erfahrung, ein Teil von mir. Danke an Ly, Sven und an alle in diesem Bezug nicht nur KUNST-HAND-WERK betreiben, sondern auch massive therapeutische Arbeit leisten... oft, ohne es selbst zu wissen. THX"

Danke Koppeel
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