TW: Narben, Depression, Suizid, SVV. Mein eigenes Gleichgewicht habe ich erst seit einigen Jahren und auch dieses wird dennoch hin und wieder gestört. Aber ich bemühe mich.
Mit 15/16 Jahren fiel ich zum ersten Mal in das dunkle Loch namens Depression. Damals war alles für mich schwer zu ertragen. Ich hatte mit einem Stiefvater zu kämpfen, der das mit dem "Stief" nicht so wörtlich wie aus den Märchen hätte nehmen sollen. Schulisch ging es bergab. Und was Freunde anging... naja, man gerät nicht immer an die, die einem gut tun. Es klingt zwar nicht dramatisch, aber für einen Teenager, der eine komplizierte Familiengeschichte hat und nie ein dauerhaftes zu Hause hatte... Naja, jedenfalls war ich an einem Punkt, an dem ich nicht mehr konnte und nicht mehr wollte... Nachdem ich schon einige Zeit lang mir selbst Schaden durch SVV beigebracht habe, kam es eines Abends zu einem Selbstmordversuch. Glücklicherweise schlug dieser fehl. Es hat niemand weiter bemerkt. Bis heute wissen nicht viele Menschen, was ich damals getan habe.
Aber es ist auf meinem linken Unterarm eine Narbe zurückgeblieben, die mich immer an meinen tiefsten Punkt erinnert hat.
Nach vielen weiteren Jahren, in denen ich gekämpft habe, vor allem gegen mich, und vielen vielen Auf und Abs habe ich meine psychischen Erkrankungen einigermaßen im Griff. Ich bin nicht geheilt, aber ich kenne mich selbst jetzt besser und passe auch mehr auf mich auf.
Jedoch schmerzte mich der Anblick der Narbe immer mehr.
Daher kam der Wunsch, diese mit einem Tattoo zu überdecken. Aber auch dafür hab ich sehr viel Zeit gebraucht. Ich wollte nicht einfach irgendein Motiv draufklatschen.
Ich habe mir viel Zeit gelassen, mir im Klaren darüber zu werden, was ich möchte und was zu mir passen würde - da entstand die Idee mit den zwei Bäumen. Ich konnte die zwei Seiten, die meinen Charakter am stärksten prägen, nicht in einem Bild darstellen. Daher wurden es 2. Auf jeden Unterarm ein Motiv, und dennoch sollte es zueinander gehören.
Mein linker Arm ist nun mal der "dunkle" Arm. Ich wollte also meinen "Gothic"-Teil da haben. Also eine karge Korkenzieher-Weide (einer meiner Lieblingsbäume), der auf einem Totenschädel sitzt. Und einige Krähen, die umherfliegen. Auf dem anderen Arm sollte die "helle" lebendige Seite. Also ein sprießender Baum auf einem Yin Yang. Und ich benötigte noch meine Tiere. Natürlich, als Tierpflegerin. ^.^ Und da im speziellen sollten es ein Capybara (Wasserschwein) sein. Das coolste Tier, das mir je begegnet ist. Und ein Fuchs, weil diese einfach was mystisches an sich haben.
Ich danke Lydia sooo soooo sehr dafür, dass sie meine Idee so großartig umgesetzt hat. Danke danke danke
Ich liebe es so sehr, dass bei meinem lebenden Baum noch das schaukelnde Mädchen hinzukam und die umherfliegenden Bücher einen Platz gefunden haben.
Und auch, dass das kleine unauffällige, aber sehr sehr wichtige Semikolon auf dem Kopf des Totenschädels seinen Platz gefunden hat. Viele kennen die Bedeutung des Semikolons nicht, daher nur ganz kurz: Es ist bei Leuten mit Depressionen und und Suizidversuchen ein Symbol der Hoffnung. Denn ein Semikolon steht für Fortsetzung.
Dank Lydia muss ich nicht mehr bei jedem Blick auf meinen Arm daran denken, wie schlecht es mir einmal ging. Jetzt sehe ich beim Blick auf meinen linken Arm vor allem Hoffnung. Und mein rechten Arm muss ich immer grinsen. Ich liebe es. Und ich bedanke mich nochmals aus tiefstem Herzen bei Lydia. Danke, dass du diese Motive so traumhaft umgesetzt hast und danke dafür, dass ich jetzt optimistischer in die Zukunft sehen kann.

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